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Wagenwerkstatt Aarau

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Als eine von 23 Sektionen des 8000 Mitglieder zählenden Vereins Furka-Bergstrecke betreibt die Sektion Aargau in Aarau die Wagenwerkstatt für die Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB). Die Wagen werden durch das Bundesamt für Verkehr geprüft und zugelassen, bevor sie in den Einsatz auf der Bergstrecke gelangen. Am diesjährigen Tag der offenen Wagenwerkstatt erklärten Eisenbahnfreunde ihre Arbeit an den historischen Fahrzeugen und informierten über den Stand der projektierten Wagenremise in Realp.
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Es klingt verrückt. Jeden Dienstag und Donnerstag engagieren sich rund 60 Freiwillige für Erneuerung und Neuaufbau historischer Eisenbahnwagen. Im vergangenen Jahr leisteten sie rund 10 000 Arbeitsstunden. Was treibt sie an? Es ist das sogenannte «Dampfbahn Furka Bergbahn Virus», sagt Hans Fellmann, Präsident des Vereins Furka-Bergstrecke (VFB) Sektion Aargau.

V.l.n.r.: Leo Müller (Vizepräsident VFB Sektion Aargau), Hans Fellmann, Ernst Künzli (Präsident des Verwaltungsrats DFB AG), Urs Züllig (Geschäftsleiter DFB AG), Werner Beer (Leiter Wagenwerkstatt).
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Dieses Dampfbahnvirus ist alt und immer noch ansteckend, wenn auch nicht ganz so alt wie die 1926 eröffnete Bahnlinie über den Furkapass. Die Strecke führt durch Lawinengebiete und ist nicht wintersicher. Zugbetrieb zwischen Oberwald (VS) und Realp (UR) war deshalb nur von Mai bis Oktober möglich. Die Auf- und Abbauarbeiten an der Strecke im Frühjahr und Herbst waren mit hohem Kosten- und Arbeitsaufwand verbunden. Nach der Elektrifizierung der Strecke wurden die Dampflokomotiven nicht mehr benötigt und 1947 einige nach Vietnam verkauft. Dort standen sie bis in die 1970er-Jahre im Einsatz und rosteten danach im Dschungel vor sich hin.
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Der 1982 in Betrieb genommene Furka-Basistunnel ermöglichte eine ganzjährige wintersichere Verbindung zwischen den Kantonen Wallis und Uri. Damit schien das Ende der Bergstrecke besiegelt. Im Herbst 1981 befuhr der letzte Personenzug die Strecke. Eine Gruppe von Eisenbahnfreunden wollte dies nicht hinnehmen und verhinderte den geplanten Rückbau der Bergstrecke.

1983 gründeten sie den Verein Furka-Bergstrecke und 1985 die Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG (DFB) als Trägergesellschaft und Betreiberin. Nach tausenden Stunden Freiwilligeneinsätzen waren ab Anfang der 1990er-Jahre Teile der Bergstrecke wieder in Stand gestellt und befahrbar. Doch für die Dampfzugsfahrten fehlten Wagen. Dies war die Geburtsstunde der Wagenwerkstatt Aarau.
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Verein Furka-Bergstrecke (VFB)
Rund 8000 Mitglieder engagieren sich in 23 Sektionen im In- und Ausland mit Freiwilligenarbeit, Mitgliederbeiträgen und Spenden für die Dampfbahn Furka-Bergstrecke. Die Mitglieder des Vereins widerspiegeln die Gesellschaft von Handwerkern über Büroangestellte bis zu Akademikern. Ein Grossteil der Mitgliederbeiträge fliesst in Betrieb und Unterhalt.

Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB) AG
Die Aktiengesellschaft ist Trägerin der Konzession des Bundesamtes für Verkehr und als Eisenbahngesellschaft mit freiwilligem, geprüftem Personal verantwortlich für Betrieb und Unterhalt der Furka-Bergstrecke.

Stiftung Furka-Bergstrecke (SFB)
Die gemeinnützige steuerbefreite Stiftung ist zuständig für die Beschaffung und Bereitstellung finanzieller Mittel aus Spenden und Legaten zu Gunsten der Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG.

Rollmaterialwerkstätten der Dampfbahn Furka-Bergstrecke
Dampf:   Uzwil und Realp
Diesel:    Realp
Wagen:   Aarau






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Herzstück des Rollmaterialparks der DFB bilden die fünf funktionsfähigen Zahnrad-Dampflokomotiven:

• HG 3/4 Nr. 1 «FURKAHORN»
• HG 3/4 Nr. 4 (namenlos)
• HG 2/3 Nr. 6 «WEISSHORN»
• HG 2/3 Nr. 7 «BREITHORN»
• HG 3/4 Nr. 9 «GLETSCHHORN»

Von fünf weiteren Dampflokomotiven werden zwei derzeit aufgearbeitet, und drei dienen als Ersatzteilspender.

Neun funktionsfähige Dieseltriebfahrzeuge stehen für Baudienste im Einsatz. In der Hochsaison mietet die DFB jeweils eine Diesellokomotive der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) für den Einsatz vor Personenzügen an.

Die DFB besitzt neben Dampf- und Diesellokomotiven auch eine Zahnrad-Elektrolokomotive und einen Zahnrad-Elektrotriebwagen. Sie sind als Sammlungsstücke in Gletsch respektive Realp abgestellt.

Der Wagenpark der DFB umfasst 11 historische Personenwagen für Dampfzüge, 7 Mitteleinstiegswagen für Dieselzüge sowie 2 rollstuhlgängige Aussichtswagen, 22 Güterwagen und 20 Dienstwagen. Hinzu kommen Spezialfahrzeuge wie ein Vorstellwagen, ein Leiter-Rollwagen, ein Förderband-Wagen, zwei Schneeschleudern und zwei Schneefräsen.
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Roland Müller ist einer der 60 Freiwilligen der Wagenwerkstatt Aarau und von Anfang an dabei. Er hat die Lampenwerkstatt als Teilbereich der Wagenwerkstatt mit aufgebaut. Im Lampenteam engagieren sich fünf Freiwillige. Auslöser war der Bedarf an bezahlbaren Loklampen, erinnert er sich.
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Für die erste wieder in Stand gestellte Dampflokomotive «Weisshorn» im Betrieb der Dampfbahn Furka-Bergstrecke wurden Anfang der 1990er-Jahre dringend Lampen benötigt. Diese konnten auf dem Markt nicht zu erschwinglichen Preisen beschafft werden. Ebenso fehlten Laternen für die aus Vietnam zurückgeführten Dampflokomotiven. Mitarbeiter der Wagenwerkstatt Aarau entwickelten daraufhin ein Lampenmodell, das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in der eigenen Werkstatt hergestellt werden kann.
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Auf dieser Druckbank stellt das Lampenteam Einzelteile wie Frontringe und Hunzen für die Loklampen her. Die Lampenwerkstatt hat mittlerweile mehr als 200 Lampen gefertigt und einige andere Bahngesellschaften damit beliefert: die Montreux-Oberland-Bahn, die Brienz- Rothorn-Bahn, die Rhätische Bahn, die Monte-Generoso-Bahn, die Zürcher Museumsbahn, die Schafbergbahn in Österreich sowie die Chemin de fer du Vivarais in Frankreich.

Die Dampflok-Laternen finden auch bei Eisenbahnfreunden reissenden Absatz. Die Herstellung einer Lampe nimmt rund 70 Stunden in Anspruch. Ein Exemplar ist für 1300 Franken zu haben.
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Die Wagenwerkstatt Aarau verfügt über eine eigene Schreinerei. Die Holzwerkstatt verarbeitet hauptsächlich zwei Holzsorten: Eiche für die Wagenkästen, Esche für den Innenausbau wie Bänke, Gepäckablagen und Verkleidungen.
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Um die historischen Wagen vor der Witterung zu schützen, ist seit mehreren Jahren eine Wagenremise in Realp geplant. Die Baubewilligung liegt vor. Aus finanziellen Gründen musste die DFB AG das Vorhaben wie alle anderen nicht sicherheits- und betriebsnotwendigen Tätigkeiten stoppen. Doch die Sektion Aargau des Vereins Dampfbahn Furka-Bergstrecke treibt das Projekt aus eigener Kraft weiter.
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Ruhe kehrt ein. Die Wagenwerkstatt ist leer. Ein Tag mit vielfältigen Einblicken in die freiwillige Arbeit der Eisenbahnfreunde in Aarau neigt sich dem Ende zu. Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke fährt weiter. Jedes Jahr in den Sommermonaten von Ende Juni bis Mitte Oktober ist sie zwischen Oberwald (VS) und Realp (UR) unterwegs.
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Konzept:
Fabian Jeker, Andreas Bartholdi

Text:
Fabian Jeker

Fotos:
Andreas Bartholdi

Videos:
Andreas Bartholdi, Fabian Jeker

Musikauswahl:
Andreas Bartholdi, Fabian Jeker

Kapitel   8: «Lost Highway»
Kapitel 15: «Dancing in Detroit»
Kapitel 19: «Blue Balloon»
http://www.frametraxx.de/

Grafik:
Doris Urfer

Kartenmaterial:
© swisstopo (geo.admin.ch) und Schweizer Weltatlas, © EDK, 2017

Projektleitung:
Paola Pitton

Gesamtverantwortung:
Robert Hansen
Chefredaktor www.derarbeitsmarkt.ch

Kontakt:
redaktion@derarbeitsmarkt.ch
andy-bartholdi@kreativ-fotografie.ch
bahnjournalismus@fabianjeker.ch

© «der arbeitsmarkt», Juni 2017











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