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Der lange Weg zum Knall

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Sprengung im Steinbruch Hammer

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Eine Sprengung spielt sich in Millisekunden ab. Die Vorbereitungen dauern Stunden und Tage. Vermessungen vor Ort und eine detaillierte Abbauplanung sind für eine erfolgreiche Sprengung genauso wichtig wie die Erfahrung des Sprengmeisters.

Einer, der viel Erfahrung im Sprengen hat, ist Marco Zimmermann, der sich letztes Jahr in Weisslingen (ZH) mit seiner Firma Georock selbständig gemacht hat. Wie er und sein Team in einem Steinbruch in Herbetswil (SO) eine Sprengung durchführen, zeigt diese Reportage.


















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Ein grosser Teil der Vorbereitung für eine Sprengung findet im Büro statt. Bei der Steinbruchsprengung in Herbetswil im Solothurner Jura ist der Planungsaufwand nicht so gross. Der Abbauplan steht bereits, denn gesprengt wird im Steinbruch in Etappen, zwischen denen jeweils mehrere Wochen liegen. Höher ist der Planungsaufwand bei einmaligen Projekten, vor allem bei Gebäudeabbrüchen. Trotzdem müssen Marco Zimmermann und sein Team auch die aktuelle Sprengung sauber planen. Dafür vermessen sie zuerst den Fels, berücksichtigen dabei seine Oberfläche, Neigung und Beschaffenheit.

Die Daten gibt Zimmermann in Programme ein, um schliesslich eine Sprengplanung ausarbeiten zu können. In dieser legt er die Anzahl der Bohrlöcher, ihre Anordnung und die Lademenge an Sprengstoff fest.

Steht die Planung, wird gebohrt. Im Steinbruch Hammer haben die Bohrlöcher einen Durchmesser von 89 Millimetern und reichen rund 10 Meter tief in den Fels. Dadurch können sie mit den Sprengstoffpatronen, die einen Durchmesser von 60 bis 70 Millimetern haben, optimal bestückt werden. Die Bohrarbeiten liefern den Sprengmeistern nebenbei wichtige Infos zur Beschaffenheit des Gesteins und zu möglichen Hohlräumen. Ist der Stein härter oder weicher als angenommen oder hat es Schichtungen, die vorher nicht bekannt waren, spielt das für die korrekte Sprengstoffverteilung eine grosse Rolle. Der Kalkstein in Herbetswil ist weich und eher bröckelig, entsprechend zurückhaltend lädt das Team die Bohrlöcher.

















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Zu sprengendes Volumen: 4000 Kubikmeter Gestein

Aufwand: Vermessungs- und Bohrarbeiten rund drei Tage (1 Person), laden 4½ Stunden (3 Personen)

Bohrlöcher: 30

Sprengstoffmenge: zirka 1200 Kilogramm oder rund 40 Kilogramm pro Loch

Kosten Sprengstoff: durchschnittlich 5 Franken pro Kilogramm, 20 Franken pro Zünder (pro Loch einer), insgesamt 6600 Franken
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Die sogenannte Fussladung kommt zuunterst ins Bohrloch. Im Steinbruch Hammer verwendet das Team von Marco Zimmermann den gelatinösen Sprengstoff Poladyn Eco (3), der eine hohe Energiedichte hat. In die Patrone bohrt der Sprengmeister zwei Löcher.
In das eine steckt er eine Sprengschnur (2), die dafür sorgt, dass die ganze Ladung sauber durchzündet. Ins andere kommt ein Bohrlochzünder (1).

Der Sprengmeister lässt nun die Patrone ins Bohrloch rutschen. Vorsichtig. Nicht, weil der Sprengstoff so empfindlich ist, sondern vielmehr, weil das Bohrloch (6) nicht beschädigt werden darf. Lösen sich beim Herablassen der Fussladung Steine oder Erde, kann das Loch im schlimmsten Fall nicht mehr richtig geladen werden. Das wiederum bedeutet, dass Marco Zimmermann die gesamte Sprengplanung anpassen müsste. Ist die Fussladung unten angekommen, zieht der Sprengmeister die beiden Schnüre wieder ein Stück heraus, schneidet die Sprengschnur (2) ab und klebt sie mit Klebeband an den Bohrlochzünder (1).
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Ist die Fussladung platziert, folgt die sogenannte Schaftladung (3). Diese ist für jedes Bohrloch (6) individuell und wird anhand der errechneten Sprengplanung eingefüllt. Im Steinbruch Hammer wird neben Poladyn Eco (2) auch Amolit (3) als Sprengstoff eingesetzt. Dieser kommt als Granulat verpackt in Patronenform daher. Praktisch, da der Sprengmeister die Patronen aufschneiden und den Sprengstoff lose einrieseln lassen kann. So kann er das Bohrloch ideal ausnutzen. Wenn die gewünschte Menge Sprengstoff eingefüllt ist (4), wird das Loch bis oben mit Splitt (5) und Bohrmehl aufgefüllt.
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Ist die Ladung im Boden, verbindet der Sprengmeister nacheinander die Zündschnüre (4) aller Bohrlöcher mit sogenannten Connectoren (1). Diese Verbindung geschieht nach vorgegebenem Plan, denn die Ladungen der einzelnen Löcher sollen nicht gleichzeitig detonieren, sondern nacheinander mit zeitlichen Verzögerungen. Diese Tempierung bei der Zündung ist ein wichtiges Element bei der exakten Sprengplanung. Der Sprengmeister kann so die Bodenerschütterung stark verringern und gerade im Steinbruch, wo mehrere Reihen von Bohrlöchern hintereinanderliegen, dafür sorgen, dass der Fels sauber abgetrennt wird.
Nach dem letzten Connector werden die Zünder (6) befestigt. Die sogenannten elektrischen Injektionszünder sind innen hohl, der Zündstoff ist auf der Innenseite aufgedampft.
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Die elektrischen Injektionszünder brauchen einen Funken, um zu detonieren. Darum verbindet der Sprengmeister sie über einen Draht mit einer speziellen Kabelrolle. Weil diese mit rund 400 Franken recht teuer ist, platziert der Sprengmeister sie gerne ausserhalb der Reichweite des Schleuderwurfs (Gesteinsmaterial, das bei einer Sprengung durch die Gegend geschleudert wird). Das Kabel der Rolle wird mit einem normalen Stromstecker in die Zündmaschine eingesteckt. Diese lädt Marco Zimmermann, ähnlich wie ein Dynamo, mit einer Kurbel auf. Bevor er die Zündung aktiviert, kündigt der zweite Sprengmeister Martin Fischer per Signalhorn die Sprengung an. Er bläst fünf Mal, macht dann eine kurze Pause. Dann folgen drei kurze Hornsignale, unmittelbar bevor Zimmermann per Knopfdruck die Sprengung auslöst.
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Konzept: Nora Dämpfle

Fotos, Video, Text und Illustrationen: Nora Dämpfle

Schnitt: Nora Dämpfle und Carmen Püntener

Redaktion: Carmen Püntener

Kontakt: daempflenora@gmx.ch

© «der arbeitsmarkt», März 2016
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