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Pistenfeuer

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Pistenbefeuerung

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Nachtruhe

Nachdem das letzte Passagierflugzeug kurz vor 23 Uhr gestartet ist, kehrt am Flughafen Zürich allmählich Ruhe ein.

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Mitternacht: Die Hallen sind verlassen, die Stimmung ist gespenstisch. Der Flughafen befindet sich scheinbar im Tiefschlaf. Doch der Schein trügt: Die Mitarbeitenden der Pistenbefeuerung - einer derjenigen Bereiche, die den meisten verborgen bleiben - sind fleissig bei der Arbeit.


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Der Bereich «Airfield Maintenance» ist für die Unterhalts- und Neubauarbeiten sämtlicher Flächeninfrastrukturen, zum Beispiel Pisten und Rollwege, und technischen Anlagen im Aussenbereich am Flughafen Zürich verantwortlich. Er umfasst zirka 140 Mitarbeitende aus rund 30 Berufsgruppen sowie 14 Lernende. Die elf Mitarbeitenden der Gruppe «Elektro» unterhalten sowohl die Befeuerung als auch die Energieversorgung. Als Hauptaufgabe warten und reparieren die Elektriker jeweils im Zweierteam die Leuchtmittel, im Fachjargon «Feuer» genannt.
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Die Ursprünge der Pistenbefeuerung und der Bezeichnung «Feuer» liegen in der Schifffahrt. Dort dienten die Leuchtfeuer in den Leuchttürmen der Markierung von Hafeneinfahrten und der allgemeinen Orientierung. Die Luftfahrt übernahm diese Methode und kennzeichnete so die Flugplätze in der Nacht und bei schlechtem Wetter. Anfangs wurden Reisigfeuer eingesetzt, die später durch Öllampen ersetzt wurden. Heute ist das Ganze moderner, und nebst Halogenleuchtmitteln sind zwischenzeitlich auch LED-Feuer zu Testzwecken im Einsatz. Diese sollen in den kommenden Jahren alle konventionellen Feuer ersetzen.  

Funktionen und Bedeutungen der einzelnen Feuertypen erklärt Thomas Knöfler, Leiter Elektro der Flughafen Zürich AG.
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Die Mitarbeitenden der Pistenbefeuerung arbeiten normalerweise von Montag bis Freitag im Frühdienst, welcher um 3.30 Uhr beginnt. Bis fünf Uhr kontrollieren die Zuständigen die Pisten und Rollwege und führen daneben kleinere Reparaturarbeiten aus.

Grössere Wartungs- und Reparaturarbeiten finden bei Nachteinsätzen ausserhalb der Betriebszeiten, zwischen 23 und 6 Uhr, statt.  

Am Wochenende ruhen sich die Mitarbeitenden aus, mit Ausnahme des Pikettdienstes: Dieser muss innerhalb einer Stunde am Flughafen sein können und allfällige Schäden sofort beheben.
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Thomas Knöfler erklärt die zentrale Aufgabe der Pistenbefeuerung.

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Das Servicefahrzeug «Eugen 11» birgt eine Überraschung: Das Gefährt verfügt über eine spezielle Bodenplatte, die geöffnet werden kann. Die Feuer können so im Fahrzeuginnern repariert werden. Dieser Spezialeffekt kommt nur bei äusserst schlechter Witterung, wie beispielsweise Sturm und Hagel, zum Einsatz.
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Der Flughafen Zürich verfügt gesamthaft über 12 000 Feuer. Davon sind 7000 unterflur, damit Flugzeuge darüberrollen können. 5000 der Feuer sind überflur. Von den unterschiedlichen Feuertypen sind je 5 bis 10 Prozent vorrätig.  

Die Feuer auf den Pisten und Rollwegen werden von Skyguide gesteuert. Im Bereich des Vorfeldes jedoch können die Feuer auch über das Servicefahrzeug ein- und ausgeschaltet werden.

Die Feuer werden je nach Wetter in verschiedenen Helligkeitsstufen eingestellt. Bei starkem Sonnenschein beispielsweise leuchten die Feuer zu 100 Prozent. Dies ist nur auf den ersten Blick widersprüchlich: Scheint die Sonne maximal hell, müssen die Feuer noch heller leuchten, damit der Pilot diese auch erkennen kann. Während der meisten Betriebsstunden leuchten die Feuer allerdings auf einer Stufe von ungefähr 30 Prozent.  

Während nächtlicher Reparatur- und Wartungsarbeiten leuchten die Feuer teilweise auf höchster Stufe, und die Umgebung wird dabei taghell. Mitarbeitende tragen in diesen Fällen meist eine Sonnenbrille. Bei Nacht ist der direkte Blick in ein Feuer, das zu 100 Prozent leuchtet, vergleichbar mit dem direkten Blick in die Sonne.  

Der Stromverbrauch der Feuer, in Kilowatt pro Stunde gerechnet, ist unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Typ und von der Betriebsdauer ab. Am Beispiel der Pisten am Flughafen Zürich sieht das Ganze wie folgt aus:  

Piste 10/28     240 Kilowatt
Piste 14/32     340 Kilowatt
Piste 16/34     260 Kilowatt
Summe           840 Kilowatt  

Zum Vergleich: Ein Porsche Carrera 911 hat eine Leistung von zirka 270 Kilowatt, ein Wasserkocher in der Regel 2 Kilowatt.  

Die Lebensdauer eines Feuers beläuft sich auf ungefähr 4000 Stunden. Auch dies ist abhängig von der Betriebsdauer und dem Feuertyp. So werden beispielsweise die Feuer auf der Mittellinie («Center Line») nach zirka einem Jahr alle ausgetauscht.  

Die Pistenbefeuerung wird ungefähr 300 Stunden pro Monat betrieben. Die Energieeinsparung ist daher ein wichtiges Thema. Der Flughafen Zürich plant in den kommenden zwei bis drei Jahren eine Sanierung der Piste 10/28 und rüstet abschnittsweise auf LED-Leuchtmittel um. Die elektrische Leistung würde dadurch um mindestens 70 Prozent reduziert.
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Im Werkhof des Flughafens werden die defekten Feuer in der Werkstatt repariert. In den Regalen findet sich ein regelrechtes Sammelsurium an verschiedenen Feuern. Aus Sicherheits- und Datenschutzgründen dürfen bestimmte Gerätschaften sowie die Monitore mit den firmeneigenen Programmen nicht fotografiert werden.  

Thomas Knöfler erzählt, was es mit der Reparatur von kaputten Feuern auf sich hat.     
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Thomas Knöfler und Lorenzo Gomez reiben sich die Hände. Es ist bitterkalt. Keine schützenden Gebäude in der Nähe, nur offenes Feld. Die Arbeitsbedingungen auf den Pisten und Rollwegen können sehr hart sein, besonders im Winter. Doch auch in dieser Mainacht frösteln die Anwesenden, und niemand wagt an Frühling zu denken. Für die Arbeiten im Freien existieren nun mal keine Jahreszeiten.

Lorenzo Gomez, Mitarbeiter Elektro der Flughafen Zürich AG, wechselt ein kaputtes Feuer aus.
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Die Bezeichnung wie auch der Beruf «Pistenbefeurer» existieren nicht. Die offizielle Bezeichnung eines Mitarbeitenden der Pistenbefeuerung lautet «Mitarbeiter/Leiter Elektro».                

Die Mitarbeitenden verfügen in der Regel über eine Grundausbildung als Elektriker. Die Fortbildung – eine Mischung aus Praxis und Theorie – geschieht mithilfe interner Schulungsprogramme. Dabei lernt ein Neuankömmling die Bedeutungen und Funktionen der einzelnen Feuer. Er läuft anfangs mindestens ein Jahr mit einem erfahrenen Mitarbeiter mit, bevor er selbständig arbeiten und den Pikettdienst übernehmen kann. Es werden nur Mitarbeitende eingearbeitet, die neu am Flughafen Zürich in der Elektroabteilung arbeiten. Im Jahr 2017 sind es zwei.
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Die Nacht am Flughafen Zürich war kurz. Bereits ab 4.30 Uhr beginnen sich die Hallen wieder zu füllen. Mitarbeitende der Frühschicht gönnen sich vor der Arbeit noch schnell einen Kaffee an der Bar oder machen eine erste Pause. Zahlreiche Passagiere strömen zu den Check-ins und Sicherheitskontrollen und bereiten sich auf ihren Flug vor. Kurz nach sechs Uhr erhebt sich das erste Flugzeug in die Lüfte und lässt den Flughafen Zürich unter sich zurück.
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Konzept
Raphaela Marty, Andreas Bartholdi

Projektorganisation, Interview, Text, Audio

Raphaela Marty  

Fotos, Grafik, Videos 
Andreas Bartholdi  

Projektleitung
Paola Pitton 

Gesamtverantwortung
Robert Hansen
Chefredaktor www.derarbeitsmarkt.ch  

Kontakt                                                                             redaktion@derarbeitsmarkt.ch
mail@raphaela-marty.ch
andy-bartholdi@kreativ-fotografie.ch  

© «der arbeitsmarkt», Juni 2017
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