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NEBEL

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Nebelimpressionen

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Das Wetterphänomen

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Christoph Frauenfelder, Betreiber der Wetterstation Fürstenland – meteotop.ch

Welches sind die typischen Nebelregionen in der Ostschweiz?
Was ist speziell am Hochnebel?

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Was ist Nebel?


Nebel ist eine Wolke, welche die Erdoberfläche berührt, und besteht aus kleinsten schwebenden Wassertropfen. Durch gleichmässige Streuung des gesamten Lichtspektrums an den Tröpfchen erscheint uns der Nebel weiss oder grau.
In der Meteorologie spricht man von Nebel, wenn die Sichtweite weniger als einen Kilometer beträgt. Bei maximal 200 Meter Sichtweite wird er als starker Nebel bezeichnet.
Beim Hochnebel ist die Nebelschicht von der Erdoberfläche abgehoben und hat ein Ausmass von 100 bis 500 Metern in der Höhe. Im Wetterbericht wird jeweils die Obergrenze in Meter über Meer angegeben.


Wie entsteht Nebel, und was braucht es dazu?

Gute Voraussetzungen für die Nebelbildung sind eine ruhige Hochdruckwetterlage mit wenig Bewölkung und wenig Wind, mit Ausnahme der Bise, sowie eine Landschaft mit Beckenlage. Hier bildet sich in der kälteren Jahreszeit ein sogenannter Kaltluftsee. Dieser bleibt stabil, weil die schwache, tiefstehende Sonne die kalte Luft nicht zu erwärmen vermag. Wenn sich die mit Wasserdampf gesättigte Luft nachts abkühlt, kondensiert das Wasser an Staubpartikeln zu schwebenden Wassertröpfchen, und so entsteht der Nebel. Die Temperatur, bei der das Wasser kondensiert, wird als Taupunkt bezeichnet. Er wird durch die Luftfeuchtigkeit und die Lufttemperatur bestimmt und ist jene Temperatur, auf welche die Luft abkühlen muss, damit der Wasserdampf kondensiert.

Eine Hochnebellage geht meist mit einer Inversion einher. Das heisst, dass die Temperatur, die üblicherweise mit der Höhe abnimmt, über dem Nebel höher ist als im oder unter dem Nebel. Die weisse Nebeldecke strahlt das Sonnenlicht fast gänzlich zurück, und die darunter liegende kalte Luft wird so kaum erwärmt. Eine wichtige Rolle beim Hochnebel spielt die Bise: Je stärker sie bläst, umso höher steigt der Nebel.


Die wichtigsten Nebelarten:
  • Strahlungsnebel:  Kommt in der Schweiz am häufigsten vor. Entsteht durch nächtliche Ausstrahlung des Bodens. Dazu gehören Bodennebel, Talnebel und Hochnebel.
  • Verdunstungsnebel:  Kalte Luftmasse trifft auf warmes Gewässer oder feuchten Boden. See- oder Flussrauch entsteht.
  • Advektionsnebel:  Warme Luft schiebt sich über kältere Oberfläche oder Luftschicht. Führt zu Hochnebel oder am Meer zu Küstennebel.
  • Mischungsnebel:  Warme, feuchte Luft vermischt sich mit kälterer Luft. Wie auch beim Ausatmen in frostige Luft.

Quellen: Christoph Frauenfelder meteotop; Meteo Schweiz

Grafiken: Erwin Raymann














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Christoph Frauenfelder, Hobbymeteorologe aus Niederuzwil

Zeigt sich ein Trend bei der Anzahl der Nebeltage?
Weshalb kann der Nebel nur schwer vorhergesagt werden?

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Welche Regionen zählen die meisten Nebeltage?


Gemäss Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz, existiert keine Statistik zur Häufigkeit des Nebelvorkommens in den einzelnen Gemeinden oder Regionen der Schweiz. «Analysen zur Nebelhäufigkeit liegen nur von wenigen Messstandorten vor. Nebel kann aus Kostengründen nicht flächendeckend automatisch gemessen werden. Die Einrichtung einer automatischen Nebelbeobachtungsstation ist nur für grosse Flughäfen finanzierbar», sagt Bader. Zudem sei Nebel, und insbesondere der Bodennebel, ein extrem regionales Phänomen, gesteuert durch die lokale Topografie. Im komplexen Schweizer Gelände müssten in vielen Gemeinden mehrere Beobachtungspunkte eingerichtet werden, an denen über Jahre hinweg das Nebelverhalten aufgezeichnet würde. Denn viele Gemeinden erstrecken sich über sehr unterschiedliche Höhenlagen, von der Tieflage des Flusstals über die Hügellage bis zur Berglage in grösserer Höhe. «Natürlich wären solche Daten aus meteorologischer Sicht sehr interessant», meint Stephan Bader. Die begrenzten finanziellen Mittel würden diese Erhebung aber nicht ermöglichen.


Die typischen Nebelgebiete der Schweiz

Prädestiniert für die Nebelbildung sind die grossen Ebenen und Flusstäler des Mittellandes. Hier werden die meisten Nebeltage registriert.

Die Regionen auf der Alpennordseite, in denen am häufigsten Nebel auftritt, kann man etwa wie folgt umschreiben:
  • Mittelland, der Aare entlang, etwa von Biel ostwärts mit einem «Hotspot» im Aargauer Wasserschloss
  • Reusstal unterhalb von Luzern
  • Wigger-, Suhren- und Wynental, Region um Hallwiler- und Baldeggersee, Freiamt
  • Limmat- und Glatttal
  • Region um den Bodensee und entlang der Thur
Dies sind auch jene Regionen, die bei sehr tiefer Nebelobergrenze, beispielsweise 500 bis knapp 600 Meter, noch im Nebel stecken.

Bild oben: Beispiel einer Nebellage mit einer Obergrenze von etwa 700 Metern vom 12. Februar 2015. Die Nebelverteilung ist für die erwähnte Obergrenze relativ klassisch, einzig im zentralen Mittelland ist das Nebelband etwas schmaler als üblich. Die nebelfreie Nordwestschweiz ist ebenfalls ein klassisches Phänomen bei dieser Obergrenze.
(Bild: NASA MODIS)



In welchen Monaten entsteht am meisten Nebel?

Die Herbstmonate zeigen sich als Spitzenreiter in Sachen Nebel. Im Oktober ist am Messstandort Zürich-Kloten gar an jedem dritten Tag mit Nebel zu rechnen.

Grafik unten: Anzahl Tage pro Monat mit Nebel / Durchschnitt der Periode 1991 bis 2020 (© Meteo Schweiz)


Quelle: 
www.meteoschweiz.ch













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Christoph Frauenfelder erzählt von seiner Leidenschaft für Meteorologie

«Die Blumenkohlwolken am Himmel faszinierten mich schon als kleiner Bub.»

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Die Nebelhäufigkeit geht zurück


Die Anzahl der Nebeltage hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Dies gilt nicht nur für das Schweizer Mittelland, sondern auch für die meisten anderen Regionen in Europa. Diese Abnahme ist laut Meteo Schweiz auf die generelle Verbesserung der Luftqualität und insbesondere auf die Abnahme der Emissionen von Schwefeldioxid zurückzuführen.

Der Standort Zürich-Kloten hat in der Periode 1996 bis 2015 während der Herbstmonate September bis November durchschnittlich 24 Tage mit Nebel verzeichnet. In den zwei Jahrzehnten 1971 bis 1990 waren es noch durchschnittlich 30 Tage.

Dasselbe gilt auch für Tage mit schlechter Sicht. Eine Untersuchung an verschiedenen europäischen Flughäfen zeigt, dass die Anzahl der Tage mit Sichtweite zwischen null und acht Kilometern in den vergangenen 30 Jahren ebenfalls zurückging.

Grafik: Anzahl Tage mit Nebel im Herbst für die Jahre 1971 bis 2015 an der Station Zürich-Kloten (© Meteo Schweiz)

Quelle: www.meteoschweiz.ch


















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Nutzen und Gefahren

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Nebel kann vor Frost schützen


Wenn in kalten Nächten über den Obstkulturen Nebel liegt, sinkt die Temperatur nicht so tief, wie dies ohne Nebel der Fall wäre. Die Gefahr von Blütenfrost ist somit viel weniger gross.

Foto oben: Iryna Savina / Shutterstock


Nebel als Traubenversüsser


Für die Herstellung von Dessertweinen nutzen Winzer, zum Beispiel im französischen Sauternes oder auch im Wallis, manchmal noch nach alter Tradition die sogenannte Edelfäule, die sich durch den Grauschimmelpilz entwickelt. Der herbstliche Morgennebel begünstigt diesen Pilz und verstärkt die Reifung und Trocknung der Trauben.

Foto unten: Sergey Borisov / Shutterstock












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Nebelfänger für Trinkwassergewinnung

In den trockenen Gebieten von Marokko ist die Wasserversorgung meist sehr knapp. Viele Menschen können dort ohne Hilfe von aussen kaum überleben. Am Mount Boutmezguida im Antiatlas-Gebirge herrscht sechs Monate im Jahr dichter Nebel. Dieser wird mithilfe von Netzen, den sogenannten Nebelfängern, für die Wassergewinnung genutzt. Heute steht dort das weltweit grösste Nebelfangsystem, das durch die deutsche Wasserstiftung und den Hersteller der «CloudFisher», Aqualonis, gebaut wurde. Wenn genügend Wind weht, können von einem Quadratmeter Netzfläche bis zu 22 Liter Wasser pro Tag gesammelt werden.
Auch in anderen Küstenstaaten, wie zum Beispiel Chile, Peru, Tansania oder Namibia, wird diese Methode angewendet.

Die Funktion eines Nebelfängers ist simpel: Kleine Nebeltropfen lagern sich am Gewebe ab und schliessen sich zu grösseren zusammen. Diese fliessen über eine Rinne in einen Auffangbehälter. Von dort wird das Wasser in die Dörfer geleitet.

www.wasserstiftung.de/marokko-mount-boutmezguida
www.aqualonis.com/morocco

Fotos: Copyright aqualonis





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Wenn der Nebel zur Gefahr auf der Strasse wird


Im Herbst zieht oft dichter Nebel über die Strassen und die Sicht wird teilweise bis auf wenige Meter einschränkt. Vor allem auf Autobahnen wird der oft plötzlich auftretende Nebel zur grossen Gefahr. Wie können Auffahrunfälle vermieden werden?

Tipps Fahren im Nebel
  • Fuss vom Gas, vorausschauend fahren, bremsbereit sein
  • Kein Überholen auf zweispurigen Strassen
  • Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gleich wie Tempo, zum Beispiel bei 50 km/h 50 Meter Abstand halten
  • Abblendlicht einschalten, nicht nur Lichtautomatik
  • Pausen einlegen, den Augen Erholung gönnen
Quelle: www.acs.ch


Schwierige Auswertung von Unfällen bei Nebel

Eine Erfassung der Unfälle, die nur auf Nebel zurückzuführen sind, sei praktisch nicht möglich, sagt Hanspeter Krüsi, Leiter Kommunikation bei der Kantonspolizei St. Gallen. Wenn sich ein solcher Unfall ereigne, würde der Rapportierende als Ursache «Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Witterungsverhältnisse» wählen, da in der Regel nicht der Nebel am Unfall Schuld habe, sondern die Fahrweise der Lenkerin oder des Lenkers. «Um die Unfälle explizit wegen Nebels zu finden, müsste man sämtliche Unfallrapporte mit Eintrag bei ‹Sichtbehinderung› einzeln durchlesen», so Krüsi.

Im Unfallaufnahmeprotokoll wird der Zusatz «Sichtbe- hinderung» folgendermassen ausgelegt: Zum Unfallzeitpunkt betrug die Sichtweite im Bereich der Unfallstelle durch witterungsbedingte Einflüsse (Nebel, Regen, Schneefall, Sonnenblendung und dergleichen) weniger als 50 m.

Foto oben: Kantonspolizei St. Gallen


Beeinträchtigung im Flugverkehr

Die Gefahr für den Flugverkehr liegt bei Nebel nicht in der Flugphase, sondern beim Abflug und beim Landeanflug. Moderne Flugzeuge verfügen zwar über Systeme, die es ermöglichen, in schwierigen Wetterlagen zu starten und zu landen. Dennoch führt dichter Nebel regelmässig zu Flugausfällen.

Quelle: www.schoenefeld-parkplatz.de

Foto unten: Michael Derrer Fuchs / Shutterstock













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Luftschadstoffe unter dem Hochnebel

Bei Inversionslagen mit Hochnebel findet unter der Inversionsschicht, also der Nebelobergrenze, praktisch kein Luftaustausch statt. Die Schicht wirkt wie ein Deckel auf einem Kochtopf und verhindert den vertikalen Austausch der Luftschichten über und unter dem Nebel. Luftschadstoffe wie Feinstaub oder Stickstoffdioxyd werden nicht mehr über ein grosses Luftvolumen verteilt und verdünnt. So kann sich die Belastung, vor allem in den Ballungszentren, immer mehr erhöhen. In asiatischen Grossstädten führt dies regelmässig zu Smog. In der Schweiz ist der Wintersmog durch die Einführung des Katalysators und durch den Einsatz von Elektrofiltern für Holzheizungen sowie Dieselpartikelfiltern heute kaum mehr ein Thema. Allgemein hat sich die Luftqualität bei uns in den letzten Jahren verbessert, wie aus den Jahresberichten von OSTLUFT zu entnehmen ist. OSTLUFT überwacht die Luftqualität im Auftrag der Kantone der Grossregion Ostschweiz, des Kantons Zürich sowie des Fürstentums Liechtenstein.


Geringe Feinstaubbelastung im Nebel

Interessanterweise ist die Situation im Nebel selber bezüglich der Feinstaubbelastung nicht problematisch. Die Wassertröpfchen im Nebel verbinden sich mit den meist salzhaltigen Feinstaubpartikeln, schliessen sich zu grösseren Tropfen zusammen und fallen als Niederschlag zu Boden. Der Nebel reinigt also die Luft von Feinstaub.


Quellen: www.ostluft.ch www.meteoschweiz.ch

Grafik: Erwin Raymann
Foto unten: Theodor Stalder















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Wenn die Tage trüb und kalt werden und der Nebel sich breitmacht, denke ich jeweils, jetzt kommt nicht meine Lieblingsjahreszeit. Will ich mich dann in der Freizeit draussen bewegen, ergreife ich schnell die Flucht aus der Nebelsuppe an die wärmende Sonne. Ich versuche zu verhindern, dass das triste Wetter mir allzu sehr auf das Gemüt schlägt.

Jeder kommt mit dem Nebel irgendwann in Berührung; ihm auszuweichen, ist kaum möglich. Ich bin keineswegs ein absoluter Nebelhasser, weil ich am Winterwetter die Sonnenseite bevorzuge. Mich fasziniert der Nebel in seiner ganzen Vielfalt. Dazu finde ich das Wetter und die Meteorologie mit den physikalischen und geografischen Zusammenhängen sehr spannend.

Aufnahmen vom Nebel machte ich bisher nur oberhalb des Nebelmeers. Ich ahnte nicht, was mir alles entgangen war, denn die Nebelfotografie hat wirklich ihren Reiz. Eigentlich liegt der Vorteil auf der Hand. Das ausgewählte Sujet kann sich mit dem durch den Grauschleier ausgeblendeten Hintergrund viel besser in Szene setzen. Beim Einfangen der Nebelstimmungen konnte ich meine Kreativität ausleben, das Fotografieren im Nebel machte mir grossen Spass. So wurde der Nebel zum Freund, und ich ärgerte mich nun, wenn er sich davonschlich.

Jetzt liebe ich also beide Ansichten des Nebels, die majestätische, strahlende von oben und die mystische, geheimnisvolle darin. Sollte mich doch einmal der Winterblues ergreifen, dann schaue ich mir die sonnigen Bilder an. Oder ich gehe im Sonnenschein über der Nebeldecke Vitamin D tanken.









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Konzept, Text, Videos und Audio:
Erwin Raymann

Fotos und Grafiken:
Erwin Raymann, ausgenommen shutterstock, aqualonis, Kantonspolizei St. Gallen, Theodor Stalder

Musik:

«Ascending the Vale» and «Aquarium» by Kevin MacLeod (incompetech.com)
Licensed under Creative Commons: By Attribution 3.0 License
http://creativecommons.org/licenses/by/3.0

Gesamtverantwortung:

Robert Hansen, Chefredaktor «der arbeitsmarkt»

Kontakt:
redaktion@derarbeitsmarkt.ch
https://derarbeitsmarkt.ch

© «der arbeitsmarkt» Januar 2022

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