Auf der Suche nach dem Glück
Zwei junge Eritreer suchen das Glück
Gelandet sind sie vor rund vier respektive fünf Jahren in der Schweiz, als sogenannte unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA).
Inzwischen sind Abraham und Awet volljährig und haben sich durch ihre vorläufige Aufnahme für den Moment ein Stück ihrer gewünschten Freiheit gesichert. Dass das erst der Anfang einer anstrengenden Suche nach ihrem Platz im Leben ist, zeigt die Geschichte dieser jungen Männer.
Awet
aus Eritrea
seit 2013 in der Schweiz
Traumberuf in Eritrea:
Automechaniker
Abraham
aus Degra Libie, Eritrea
geflüchtet über die Mittelmeerroute
in der Schweiz seit 2014
Ausweis F – «Vorläufig aufgenommener
Ausländer»
Traumberuf in Eritrea:
Arzt oder Sänger
Hoffnung Schweiz
Kapitel 1Hoffnung Schweiz
Abraham und Awet hoffen auf ein besseres Leben in der Schweiz – auch wenn die Realität oft ernüchternd ist. So ist zum Beispiel das Bildungs- und Berufssystem hierzulande komplex und anspruchsvoll, dazu kommt die fremde Sprache.
Die Strategie der beiden jungen Männer besteht darin, die Umstände zu akzeptieren und vor allem: nicht aufgeben, egal, was kommt.
«Ich weiss nicht»
Auf Fragen wie die, ob er mit dem Wissen von heute wieder flüchten würde, kann er nicht antworten. Was würde eine Antwort auch ändern? Was zurückliegt, zählt nicht mehr oder ist schmerzhaft; was kommt, ist weder da noch klar.
Das einzig Fassbare ist hier und jetzt. Wichtig ist, was ihn weiterbringt: anpassen, gutes Deutsch lernen, im Alltag bestehen und sich möglichst ablenken, damit ihn schmerzhafte Erinnerungen nicht runterziehen.
Abraham trifft sich gerne mit Gleichaltrigen, singt zu eritreischer Musik und möchte hier dazugehören. Er wohnt in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen Eritreern.
«Ich will arbeiten, damit ich keine Hilfe brauche»
In Eritrea war es Awets Traum, eine eigene Autowerkstatt zu führen. In der Schweiz ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt, hier läuft alles anders. Ihm ist klar, dass man auf Menschen wie ihn in Europa nicht gewartet hat. Er muss für sein Glück hart arbeiten.
In seiner Heimat hat sich der junge Mann politisch gegen das Regime geäussert, im Versteckten. Hier in der Schweiz setzt er sich nun, wie auch Abraham, selbstbewusst bei öffentlichen Demonstrationen für seine Rechte und gegen das eritreische Regime ein.
Neubeginn
Kapitel 2Der Neubeginn
Fernab von Heimat und familiärer Wärme heisst der Schlüssel zum neuen Leben: Arbeit.
Die Frage lautet jedoch nicht: «Was möchte ich?», sondern «Wer gibt mir hier eine Chance?». Berufswünsche sind dabei Nebensache.
«Die Soldaten haben meine Wünsche kaputtgemacht»
Als er mit 14 Jahren ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er den Militärdienst verweigerte, beschloss er, so bald wie möglich zu flüchten.
«Ich habe nichts so erwartet»
Er war enttäuscht, als er feststellte, dass er in der Schweiz nicht einfach und schnell arbeiten kann. Sein Ziel war, nach ein bis zwei Jahren selbständig zu leben und einer Arbeit nachzugehen. Sprachprobleme und das hiesige Bildungssystem vereitelten diesen Plan.
Das Glück heisst Arbeit
Kapitel 3Das Glück heisst Arbeit
Ihr eigenes Geld zu verdienen ist ihr Ziel. Dazu brauchen sie eine Ausbildung. Ihr vorläufiger Aufnahmestatus ist dabei ein Nachteil. Wer garantiert einem Lehrmeister, dass sie in ein paar Monaten die Schweiz nicht doch verlassen müssen?
«Irgendwann kommt es»
Der junge Mann möchte gerne hier bleiben, auch wenn es für ihn manchmal schwer ist im Alltag und ihn die Situation seiner Landsleute in Eritrea sehr beschäftigt. Sein grosser Wunsch ist seine Familienmitglieder, die in Eritrea geblieben sind, wiederzusehen.
Der Status quo
Doch seit drei Monaten weiss niemand, wo Awet ist.
Seine Handynummer ist nicht mehr aktiv, aus den sozialen Medien ist er komplett verschwunden. Im Umfeld wird vermutet, dass Awet weitergeflüchtet ist. Bestätigen kann das aber niemand.
Was heisst Freiheit?
Weg von ihrer Heimat, sind die beiden jungen Männer nicht mehr der Willkür des eritreischen Regimes ausgeliefert. Doch auch in der Schweiz ist die Freiheit nicht grenzenlos, auch hier herrschen Strukturen und Spielregeln, an die sie sich halten müssen. Was heisst also Freiheit?
Impressum
Susanne Goldschmid
Projektleitung:
Renato Barnetta
Gesamtverantwortung:
Robert Hansen,
Chefredaktor www.derarbeitsmarkt.ch
Kontakt:
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© «der arbeitsmarkt», Januar 2018