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Auf der Suche nach Glück

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Auf der Suche nach dem Glück

Abraham und Awet wollen frei sein. Das konnte ihnen ihre Heimat Eritrea nicht bieten. Die Aussicht auf Gefängnis liess sie flüchten, ohne zu wissen, was auf sie zukommt.



Gelandet sind sie vor rund vier respektive fünf Jahren in der Schweiz, als sogenannte unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA).



Inzwischen sind Abraham und Awet volljährig und haben sich durch ihre vorläufige Aufnahme für den Moment ein Stück ihrer gewünschten Freiheit gesichert. Dass das erst der Anfang einer anstrengenden Suche nach ihrem Platz im Leben ist, zeigt die Geschichte dieser jungen Männer.
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Geboren 1996
aus Eritrea
seit 2013 in der Schweiz

Traumberuf in Eritrea:
Automechaniker

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Geboren 1998
aus Degra Libie, Eritrea
geflüchtet über die Mittelmeerroute
in der Schweiz seit 2014
Ausweis F – «Vorläufig aufgenommener
Ausländer»

Traumberuf in Eritrea:
Arzt oder Sänger

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Hoffnung Schweiz

Die beiden Eritreer haben ihre vertraute Umgebung, Familie und Freunde ohne Rückfahrkarte verlassen, weil sie keine Zukunft für sich in der Heimat sahen: Anderswo muss das Leben besser sein.

Abraham und Awet hoffen auf ein besseres Leben in der Schweiz – auch wenn die Realität oft ernüchternd ist. So ist zum Beispiel das Bildungs- und Berufssystem hierzulande komplex und anspruchsvoll, dazu kommt die fremde Sprache.

Die Strategie der beiden jungen Männer besteht darin, die Umstände zu akzeptieren und vor allem: nicht aufgeben, egal, was kommt.

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Oft weiss Abraham nicht, was er antworten soll.

Auf Fragen wie die, ob er mit dem Wissen von heute wieder flüchten würde, kann er nicht antworten. Was würde eine Antwort auch ändern? Was zurückliegt, zählt nicht mehr oder ist schmerzhaft; was kommt, ist weder da noch klar.

Das einzig Fassbare ist hier und jetzt. Wichtig ist, was ihn weiterbringt: anpassen, gutes Deutsch lernen, im Alltag bestehen und sich möglichst ablenken, damit ihn schmerzhafte Erinnerungen nicht runterziehen.

Abraham trifft sich gerne mit Gleichaltrigen, singt zu eritreischer Musik und möchte hier dazugehören. Er wohnt in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen Eritreern.
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Für Awet ist Arbeit der Schlüssel zu Freiheit. Für ihn ist es wichtig, ein unabhängiges Leben zu führen. Er will sich selbst finanzieren können und als Mensch, nicht als Flüchtling, leben und akzeptiert werden. 



In Eritrea war es Awets Traum, eine eigene Autowerkstatt zu führen. In der Schweiz ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt, hier läuft alles anders. Ihm ist klar, dass man auf Menschen wie ihn in Europa nicht gewartet hat. Er muss für sein Glück hart arbeiten.

In seiner Heimat hat sich der junge Mann politisch gegen das Regime geäussert, im Versteckten. Hier in der Schweiz setzt er sich nun, wie auch Abraham, selbstbewusst bei öffentlichen Demonstrationen für seine Rechte und gegen das eritreische Regime ein.
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Neubeginn

Awets und Abrahams ursprüngliche Lebenspläne wurden mit der Flucht hinfällig. 

Vorerst aufgenommen in der Schweiz, müssen sie sich schnell in der fremden Kultur zurechtfinden und sich auf neue Spielregeln einstellen – auch wenn längst nicht klar ist, ob sie bleiben können.

Fernab von Heimat und familiärer Wärme heisst der Schlüssel zum neuen Leben: Arbeit.
 

Die Frage lautet jedoch nicht: «Was möchte ich?», sondern «Wer gibt mir hier eine Chance?». Berufswünsche sind dabei Nebensache.

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Zu Hause half Abraham seinen Eltern auf dem Bauernhof, der im bergigen Hochland beim Dorf Degra Libie liegt, und ging zur Schule. Damals träumte er davon, Arzt zu werden – oder Sänger. 



Als er mit 14 Jahren ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er den Militärdienst verweigerte, beschloss er, so bald wie möglich zu flüchten.
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Der 21-jährige Awet lebt seit vier Jahren in der Schweiz. Zwei seiner Brüder sind ebenfalls hier. Wenn es ihm nicht gut geht, spricht er mit seinem besten Freund, einem Eritreer, der in einer anderen Schweizer Stadt lebt.



Er war enttäuscht, als er feststellte, dass er in der Schweiz nicht einfach und schnell arbeiten kann. Sein Ziel war, nach ein bis zwei Jahren selbständig zu leben und einer Arbeit nachzugehen. Sprachprobleme und das hiesige Bildungssystem vereitelten diesen Plan.



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Das Glück heisst Arbeit

Seit ihrer Volljährigkeit sind Abraham und Awet in vielen Bereichen auf sich selbst gestellt.

Ihr eigenes Geld zu verdienen ist ihr Ziel. Dazu brauchen sie eine Ausbildung. Ihr vorläufiger Aufnahmestatus ist dabei ein Nachteil. Wer garantiert einem Lehrmeister, dass sie in ein paar Monaten die Schweiz nicht doch verlassen müssen?
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Abraham macht seit August 2017 eine einjährige Vorlehre als Spengler. 

Er möchte unbedingt eine Ausbildungsstelle finden, am liebsten als Sanitärinstallateur. Dabei lässt er sich von Absagen nicht entmutigen. Im Moment kann er wieder bei zwei potenziellen Lehrbetrieben schnuppern.



Der junge Mann möchte gerne hier bleiben, auch wenn es für ihn manchmal schwer ist im Alltag und ihn die Situation seiner Landsleute in Eritrea sehr beschäftigt. Sein grosser Wunsch ist seine Familienmitglieder, die in Eritrea geblieben sind, wiederzusehen.

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Awet lernt im zweiten Lehrjahr Automechaniker, es ist sein Traumberuf.

Doch seit drei Monaten weiss niemand, wo Awet ist.

Seine Handynummer ist nicht mehr aktiv, aus den sozialen Medien ist er komplett verschwunden. Im Umfeld wird vermutet, dass Awet weitergeflüchtet ist. Bestätigen kann das aber niemand.
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Wer sicher und wohlbehütet in seiner Heimat aufwachsen darf, kann sich schwer vorstellen, was Abraham und Awet erlebt haben.
 

Weg von ihrer Heimat, sind die beiden jungen Männer nicht mehr der Willkür des eritreischen Regimes ausgeliefert. Doch auch in der Schweiz ist die Freiheit nicht grenzenlos, auch hier herrschen Strukturen und Spielregeln, an die sie sich halten müssen. Was heisst also Freiheit?
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Realisation, Text und Bilder: 
Susanne Goldschmid

Projektleitung: 
Renato Barnetta

Gesamtverantwortung: 
Robert Hansen, 
Chefredaktor www.derarbeitsmarkt.ch

Kontakt: 
redaktion@derarbeitsmarkt.ch
© «der arbeitsmarkt», Januar 2018
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