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Mit dem Motorrad von A nach B. Und weiter nach C und D, durch unbekanntes Gelände. Ein Tag im Sattel, unter Einhaltung eines engen Zeitplans. Auf Strassen, Wegen und Trampelpfaden, durch Wälder und über Wiesen, bei Hitze, Regen oder Schneefall. Staub oder Schlamm, Geröll oder Sand, die Uhr tickt. Bei Defekten keine Hilfe von Mechanikern, keine Ersatzteile, nur das Werkzeug, das der Fahrer bei sich hat. Essen, trinken und tanken, während die Zeit weiterläuft.
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Ein Motorradrennen im Gelände. Kein Motocross, sondern eben Enduro.
Durch Wälder und über Wiesen, 200 km an einem Tag, und als Besonderheit Streckenabschnitte in Schützengräben des Ersten Weltkriegs.
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Enduro ist die wohl ursprünglichste, traditionsreichste Motorrad-Sportart. Das Grundprinzip stammt noch aus der Pionierzeit der Motorisierung (ab 1900), als der Motorradsport dazu diente, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit unter schwersten Bedingungen und über lange Distanzen zu beweisen.
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Enduro ist nicht Motocross
Heute dauern Motorradrennen mediengerecht etwa 45 Minuten, und die Konkurrenten fahren auf der Piste direkt gegeneinander. Das ergibt Spannung und Spektakel, und mit der Passage der Ziellinie ist klar, wer gewonnen hat.
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Abseits der Massenmedien findet Motorradsport im ursprünglichen Sinne weiterhin statt.

Seit 1981 wird diese Sportart weltweit einheitlich Enduro genannt – ein Kunstwort, das sich aus dem englischen «endurance» (Ausdauer) und dem spanischen «duro» (hart) zusammensetzt. Es sind ein- bis mehrtägige Rennen durch schwieriges Gelände.

Die Hilfe von Serviceteams und Mechanikern ist stark eingeschränkt, grundsätzlich darf nur der Fahrer am Motorrad arbeiten.
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Der Enduro-Sport droht zu verschwinden. Nicht wegen mangelnder Teilnehmer oder fehlenden Publikums, sondern wegen des enormen Aufwands, den es für die Organisation eines solchen Rennens braucht. Enduros finden nicht auf abgesperrten, privaten Pisten, sondern auf öffentlichem und privatem Boden statt.
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Es braucht Bewilligungen von Gemeinden, Bezirken und weiteren Behörden. Ebenso müssen alle privaten Landbesitzer einverstanden sein. Ein Heer an Helfern wird benötigt, um die Strecke vorzubereiten, um am Renntag den reglementskonformen Ablauf sicherzustellen und um nach dem Rennen alles wieder herzurichten.
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Wir waren dabei beim zweitägigen Enduro Val de Lorraine Classic im französischen Faulx, das mit beiden Fahrtagen zur Schweizer Meisterschaft zählt. «Classic» bedeutet, dass die Strecke so lang ist, dass sie pro Fahrtag nur einmal befahren wird. Alle Fahrer- und Motorradkategorien legen die gleiche Distanz zurück. Mit Tagesdistanzen von 200 und 187 km ist diese Enduro-Strecke heute eine Ausnahme; meist ist die Strecke wesentlich kürzer, wird aber je nach Kategorie mehrmals pro Tag befahren.

Wegen der langen Distanz, der schönen Sonderprüfungen und der guten Organisation kommen Fahrer aus den Benelux-Ländern, der Schweiz, Deutschland und sogar England zu diesem Rennen. Insgesamt 640 Fahrer nahmen 2017 teil.
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Das Foyer Rural de Faulx organisiert über den Moto Club Faulx seit 18 Jahren das Enduro Val de Lorraine. Wir sprachen mit Philippe Letouneau, Präsident des Foyer Rural wie auch des Moto Club Faulx.

Wie ist der Stellenwert des Enduro hier in Faulx?
«Es ist die grösste Veranstaltung in Faulx. Der Motorradclub ist mit 500 Mitgliedern auch die grösste Sektion des Foyer Rural. Es gibt weitere Sektionen wie Fussball, Stepptanz, Judo, Tischtennis, Mountainbike oder Önologie.»

Wie gross ist der Aufwand, um dieses Rennen zu veranstalten?
«Ich arbeite neun Monate pro Jahr an der Organisation des Enduro-Rennens, natürlich nebenberuflich und unentgeltlich.»

Wie viele Freiwillige arbeiten mit?
«Es braucht fünf bis zehn Leute, die sich einsetzen und für einen Bereich Verantwortung übernehmen. Ab Februar bauen wir jeden Samstag an der Strecke, suchen neue Passagen und Verbindungen. Nach dem Rennen gibt es eine Menge Arbeit, um alles wieder in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Jeden Samstag haben wir mindestens 50 bis 100 Helfer, die unentgeltlich arbeiten, selbst bei schlechtem Wetter. Der Moto Club sorgt nur für das Mittagessen, ebenfalls mit freiwilligen Helfern.»

Wird es das Enduro Val de Lorraine noch lange geben?
«Das grosse Problem sind die Genehmigungen der Gemeinden und der Präfekturen. Unsere Strecken führen durch 45 Gemeinden, und jeder Bürgermeister will jedes Jahr aufs Neue überzeugt werden. Wenn Grüne an die Macht kommen, wird es schwierig. Dazu kommt weiterer administrativer Aufwand wie die Erstellung des Dossiers für das Departement, was immer aufwendiger wird.»
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Im ländlichen Frankreich müssen die Bewohner selber dafür sorgen, dass etwas los ist.

An den beiden Renntagen des Enduro Val de Lorraine sind rund 800 Helfer im Einsatz, die meisten aus den umliegenden Dörfern. Sie überwachen den reglementskonformen Ablauf der Veranstaltung, regeln an gefährlichen Kreuzungen den Verkehr, registrieren die Fahrer an den Durchfahrtskontrollen oder richten von übermotivierten Fahrern umgefahrene Streckenmarkierungen wieder auf. Sie stellen die korrekte Zeitmessung sicher, leisten bei Unfällen Erste Hilfe und sorgen für die medizinische Versorgung. Marshalls patrouillieren auf schwer zugänglichen Streckenabschnitten und fahren am Ende des Tages die gesamte Strecke ab, um sicherzustellen, dass nirgends ein verletzter Fahrer liegt. Die Rennleitung behandelt Proteste und Beschwerden und spricht allenfalls Sanktionen aus.
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Für die Schweizer beginnt ein Enduro-Rennen mit einer langen Reise mit einem Transportfahrzeug für Motorrad und Ausrüstung ins Ausland. Der Enduro-Sport ist in der Schweiz nicht verboten, aber wegen des hohen administrativen Aufwands ist es praktisch unmöglich, für so ein Rennen alle nötigen Bewilligungen zu bekommen. Ein Spezialfall ist das einzige Rennen auf Schweizer Boden, in Bure (JU), das auf Militärgelände stattfindet.

Dennoch gibt es eine Schweizer Meisterschaft, 2017 bestehend aus neun Tageswertungen. Die Rennen finden in Frankreich und Italien statt. Rund 150 Schweizer Fahrer lösen eine Enduro-Rennlizenz, Hobbyfahrer können mit einer Tageslizenz teilnehmen, bekommen aber keine Meisterschaftspunkte. 
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Das Rennen beginnt am Vorabend des Rennens mit etwas Bürokratie, genannt administrative Kontrolle. Das Motorrad muss strassenzugelassen und versichert sein, der Fahrer im Besitz des Führerscheins, das Nenngeld (ca. 150 Franken pro Fahrtag) muss bezahlt sein. Am Enduro Val de Lorraine ist die Familie Ruch, Fabienne, Léa und Charly (von links), für die Schweizer Fahrer zuständig.
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An der technischen Abnahme wird das Motorrad kontrolliert. Die Einhaltung der Lärmlimite wird gemessen, und Teile wie Rahmen und Radnaben werden mit Farbe markiert. Diese Teile dürfen während der Veranstaltung nicht ersetzt werden.
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Nach der technischen Abnahme schiebt der Fahrer sein Motorrad in den Parc Fermé. In Faulx dient dazu der Platz um das Fussballfeld. Dort bleibt das Motorrad über Nacht eingeschlossen.

Am Renntag starten die Fahrer in Minutenabständen in Dreiergruppen. Eine Viertelstunde vor dem Start darf der Fahrer den Parc Fermé betreten. In der Arbeitszone vor dem Start darf er zehn Minuten am Motorrad arbeiten, der Motor darf aber nicht gestartet werden.
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Dann muss der Fahrer sein Motorrad auf die Startrampe schieben. Zur vollen Minute wird jeweils drei Fahrern der Start freigegeben. Innerhalb einer Minute muss der Motor anspringen, sonst gibt’s grad mal 10 Strafpunkte.
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Enduro ist ein Einzelzeitfahren. Die Renndistanz beträgt ca. 200 km pro Tag, mindestens jedoch 120 km. Die Strecke ist unterteilt in Verbindungsstrecken und Sonderprüfungen.
Auf den Verbindungsstrecken zwischen den sogenannten Zeitkontrollen sind Sollzeiten auf die Minute genau einzuhalten. Die Strecke ist mit Pfeilen markiert und führt über öffentliche Strassen und Wege, über Felder und Hügel, durch Wälder und Gestrüpp.
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Als Besonderheit führt die Strecke des Enduro Val de Lorraine auch durch Schützengräben und vorbei an verlassenen Bunkern des Ersten Weltkriegs. Damals wurde um das Val de Lorraine, deutsch Lothringen, verbissen gekämpft.
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Der Fahrer darf die Strecke nicht verlassen, nur an den bezeichneten Stellen nachtanken, und er darf, etwa bei Defekten, keine fremde Hilfe annehmen.
An der Strecke passiert er sogenannte Durchfahrtskontrollen. Ist ein Fahrer nicht an allen Durchfahrtskontrollen registriert, wird er disqualifiziert.
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Auf die Minute genau
Die Fahrer notieren ihre Sollzeiten auf Klebstreifen, die sie am Lenker befestigen. Wer zu spät zur Zeitkontrolle kommt, wird mit 60 Strafpunkten pro Minute bestraft. Wer mehr als eine halbe Stunde zu spät ist, wird disqualifiziert.
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Auf bestimmten Abschnitten, den Sonderprüfungen, wird auf Zeit gefahren; pro Sekunde gibt es einen Punkt. Der Starter gibt die Strecke frei, die Zeitmessung erfolgt mit Lichtschranken.
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Am Ziel hat der Fahrer 15 Minuten Zeit für Wartungsarbeiten, um das Motorrad für den nächsten Fahrtag wieder herzurichten. Titelanwärter wechseln in dieser Zeit den Hinterreifen. Dann wird das Motorrad über Nacht wieder im Parc Fermé eingeschlossen.

Nach dem zweiten Fahrtag wird das Motorrad für eine halbe Stunde in den Parc Fermé eingeschlossen. In dieser Zeitspanne haben Konkurrenten die Möglichkeit, gegen ein reglementswidriges Motorrad zu protestieren.
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Es gewinnt der Fahrer mit der geringsten Punktezahl, addiert aus Streckenstrafpunkten und Sonderprüfungszeiten. Wer das ist, wird meist erst im Laufe des Montags bekannt, wenn die meisten Enduro-Amateure nach einer langen Heimreise und einer kurzen Nacht im Bett wieder an ihrem Arbeitsplatz sind.
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Damit ist das Rennen aber noch nicht abgeschlossen: Das strapazierte Motorrad muss gewartet werden, damit es am nächsten Rennen zusammen mit dem Fahrer wieder Härte, Ausdauer und Zuverlässigkeit beweisen kann.
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Fotos, Videos, Text, Schnitt, Konzept
Rolf Lüthi # 554

Projektleitung
Fanny Vázquez

Gesamtverantwortung
Robert Hansen
Chefredaktor «der arbeitsmarkt»

Kontakt
redaktion@derarbeitsmarkt.ch
luethischreiberling@bluewin.ch

© www.derarbeitsmarkt.ch Mai 2017
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